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Lange Kurzgeschichten...

 

 

 

Der Mond im Mann

 

Es war einmal ein Mann, der hatte ein großes Herz. Darin war viel Platz. Soviel Platz, dass er sich bald sehr alleine vorkam. Also lud er alle Menschen, die ihm lieb waren in sein Herz ein. Sogar die Leute die er nur bewunderte, oder auch die, die ihm einmal einen Gefallen getan hatten. Doch da war immer noch soviel Platz. Also lud er auch alle Leute ein, die freundlich zu ihm gewesen sind. Doch auch dann war in seinem Herzen noch viel Platz. Also überlegte er. Schon bald hatte er eine Idee. Wenn er doch soviel Platz ihm Herzen hatte und soviel Energie, die er vergeben konnte, wieso sollte er dann nicht auch alle Armen und Leidenden einladen? Und er lud sie ein. So war sein Herz gefüllt und er fühlte sich wohl und beliebt. In einem Flügel seines Herzens wurde gespielt, gegessen, gefeiert und getrunken. Ein paar Kammern seines Herzens waren voll mit Menschen, die schlafen wollten, ob nun weil sie gefeiert hatten, oder weil sie einfach einen Ort brauchten um sich auszuruhen. Der andere Flügel war für die Bedürftigen und Kranken gedacht, die sich hier durch die wohlig-weiche Energie der Liebe erholen konnten. Dem Mann gefiel das wohl und er besuchte die Kranken, feierte mit Freunden und deren Freunden, lernte jeden Tag neue Menschen kennen und aß und trank und versuchte ein guter Gastgeber zu sein.

So ging es dahin. Der Mann merkte schnell, dass er sich auch ausruhen musste, denn als Gastgeber durfte er nicht zu lange von einer Feier wegbleiben und müsste auch die Kranken hin und wieder besuchen. Also teilte er sich seine Zeit so ein, dass er immer wieder eine Stunde schlafen konnte, oben in seinem Kämmerchen.

Doch bald schon wurde auch diese Ruhe gestört, da die Kranken sich über die laute Musik und die Feiernden über den Gestank der Aussätzigen und Obdachlosen beschwerten. Er versuchte zu schlichten, doch selbst wenn ein Streit beigelegt war, fand er keine Ruhe. Mal wollte jemand an seinen Weinkeller, mal war kein Essen mehr da, dann gab es wieder Streit wegen nicht eingehaltener Spielregeln und selbst wenn mal eine Freundin von ihm kam, um zu sehen wie es ihm geht, begann ihn das zu nerven. Also blieb er in seinem kleinen Oberstübchen, um sich auszuruhen. Doch auch dort war die laute Musik und der Lärm zu hören. Dem Mann wurde sich langsam bewusst, dass er mehr Platz brauchte. Auch die Leute brauchten immer mehr Platz, denn die Freunde luden ihre Freunde und die wiederum ihre Freunde ein. Doch er fand bei allem grübeln keine Lösung für dieses Problem. Bald wurde es dem Mann zuviel und es platze aus ihm heraus: „ Verschwindet! Ihr alle! Ich brauch euch nicht! Seht zu dass ihr raus kommt!“ Doch keiner hörte ihn! Da ging er in sein Oberstübchen, machte das Fenster auf und sah in den Nachthimmel. Dort waren die Sterne und der Mond. Sie erfreuten ihn und mit leichtem Herzen fing er an zu beten. Der Mond sah den Mann dort kauern und kam herab zu ihm. Er fragte: „ He Männlein, kann dir geholfen werden?“ Und der Mann antwortete: „Oh Mond! Es ist schlimm! Mein Herz ist so groß und ich war so alleine. Da hab ich all meine Freunde und deren Freunde ja selbst Leute die ich gar nicht kannte und auch Arme und Kranke zu mir eingeladen. Doch nun habe ich selbst keinen Platz mehr! Bitte hilf mir!“

Den Mond rührte das wohl, war doch auch er ganz allein am Himmelszelt und hatte soviel Platz zu vergeben. Er entschloss sich dem Mann zu helfen und er wusste auch schon wie.

„Männlein,“ sprach der Mond:

„Lade auch mich zu dir ein und du wirst sehen, alles wird gut!“

Und so lud der Mann ihn ein und siehe da der Mond war so groß, dass er alle anderen Gäste aus des Mannes Herz verdrängte. Der Mann war überglücklich! Er hatte zwar wieder nur Platz in seinem Oberstübchen, doch er hatte seine Ruhe. Das war ihm wie ein ganzes Königreich! Der Mond sprach nicht viel, er war ein stummer Gast, doch zu Weilen führten sie ganz vergnügliche Gespräche und zwar dann, wenn der Mond zuhause war. Der Mond musste freilich des Nachts wieder ausziehen, um am Himmel zu stehen, doch tagsüber und bei Nebel hatte er nun ein Zuhause! Hin und wider kam es vor, dass er verschlief, doch der Mann merkte es alsbald und weckte ihn! Dann schlich sich der Mond ganz langsam, durch den Schatten zu den Sternen, um unentdeckt zu bleiben. So kommt es vor, dass er manchmal als Sichel am Himmel zu sehen ist. Der Mann lies ihn in dem Glauben das dies keiner bemerkte.

So waren beide froh, denn nun war keiner von beiden mehr allein!

 

 

 

 

 

 

lorddreus@gmail.com